China und der Internet-Boom

Sasan Abdi
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Das Reich der Mitte kann dieser Tage nicht nur auf eine steigende Bevölkerungszahl verweisen. Wirtschaftlich geht es bergauf - und auch das Geschäft mit dem Internet boomt. Publisher-Riesen wie EA wollen diesen Trend zukünftig profitabel ausnutzen.

China wird sich in kürzester Zeit zum weltweiten Online-Spiele-Markt Nummer Eins mausern. Das prognostiziert eine Studie der New Yorker Marktforschungsgruppe Game Trust and The Diffusion Group. Bereits 2007, so die Studie, werde das Land die Spitze erklommen haben.

Doch auch das normale Geschäft mit dem Medium „Internet“ boomt gewaltig. So prognostizieren die Markt-Experten, dass bereits in einer Dekade rund 80 Prozent des Internetinhalts chinesisch sein werden. Dabei nutzen die Chinesen das Internet nicht ausschließlich aus geschäftlichem Interesse. Denn auch im privaten Bereich findet das Web positiven Anklang. So ist bei den knapp 80 Millionen chinesischen Internet-Benutzern das Spielen und nutzen von Unterhaltungsangeboten die zweitliebste Beschäftigung.

Immerhin 16 Prozent aller Nutzer spielen mittlerweile täglich. Diese Zahlen mögen - zumindest vergleichsweise - eher gering anmuten. Betrachtet man aber den erst späten, aber dafür sehr rasant verlaufenen Einstieg in das moderne Medium Internet, so sind die genannten Zahlen doch beachtlich.

Beim Spielen setzen die meisten auf alteingessesenes. Über ein Drittel gibt sich dem Spielen von Schach und Karten über das Internet hin. Der Rest bevorzugt Strategie-Spiele und - vor allem in Netz-Cafés weitverbreitet, Online-Shooter à la „Counterstrike“.

All' dies, so könnte man meinen, ist insgesamt nicht unbedingt von großem Interesse. Doch der ökonomische Aspekt an der vermehrten Benutzung des Internets ist immenz. So schaukelt sich die steigende Nachfrage nach Online-Entertainment Angeboten und Netgames gemeinsam mit dem Bedarf an Breitband-Internetanschlüssen zu einem wahren Wachstumsmotor empor. So gibt es derzeit ungefähr 15 Millionen Anwender, die über einen Breitbandzugang ins „WWW“ verfügen - Tendenz steigend.

Auch Publisher wie EA haben diesen Trend frühzeitig erkannt. So will das Großunternehmen, dass für den Vertrieb von zahlreichen Hochkarätern verantwortlich ist, maßgeblich am Online-Spiele Geschäft in China teilhaben. „Wir wollen in Asien bis 2010 einen Umsatz von einer Mrd. Dollar machen“, erklärte heute John Niermann, Asien-Chef bei EA gegenüber dem Wall Street Journal. Ein eigenes Südost-Asien Studio soll dies ermöglichen. So sei geplant, Online-Spiele ganz speziell für den asiatischen Raum zu entwickeln. Das US-amerikanische Unternehmen EA war bisher nur sehr schwach in Asien vertreten.

Dass das ganze Unternehmen eine durchaus komplexe Angelegenheit darstellt, scheint man bei EA zu wissen. So unterscheidet sich ein asiatischer Online-Spieler von einem westlichen. In China beispielsweise empfindet man ein Online-Game nicht als ein im Laden käuflich zu erwerbendes Produkt, sondern vielmehr als einen interaktiven Web-Service. Aus diesem Grund betonte man bei EA dann auch gleich, dass man das neue Studio keinesfalls zur Auslagerung von „herkömmlichen“ Spielen verwenden wolle, sondern zur Entwicklung von Innovationen für den asiatischen - im speziellen chinesischen - Markt.